Müde und bepackt bin ich in das Backpackers HQ Hostel in Sydney gestolpert: “I’ve got a reservation for the next days.” Danach habe ich einfach nur noch meinen Rucksack in einem Spind eingeschlossen, geduscht und bin ins Bett gefallen. Das war wirklich ein anstrengender Hinflug. Um 22 Uhr im Bett und um 7 Uhr aufgestanden. Der Jetlag hat mich zum Frühaufsteher gemacht!
Nach einem kurzen Toast-Frühstück bin ich dann alleine Richtung Sydney Innenstadt losgegangen. Natürlich nicht in einer geraden Linie sondern schön am Wasser entlang.
Nachdem ich mich daran gewöhnt habe, auf der linken Seite des Weges zu laufen, um nicht mit Joggern zu kollidieren, bin ich um die Ecke einer grünen Landzunge gebogen und habe zum ersten Mal das Opernhaus von Sydney und die Harbour Bridge gesehen. Erst dann habe ich wirklich realisiert, dass ich am anderen Ende der Welt bin. In Echt sehen die Gebäude so gut aus, wie auf den Photos. Das fanden auch die asiatischen Touristen, die zu hunderten von der Stelle aus ähnliche Bilder knipsten. Von Nahem sah das Opernhaus noch eindrucksvoller aus; mir hat sehr gefallen, wie die Fliesen in der Sonne glänzen, die die Dächer bedecken.
Weiter entlang des Wassers bin ich in den botanischen Garten von Sydney geraten, der mehr als Park angelegt ist, als der der Ruhr-Uni Bochum. Meine Highlights dort waren die vielen bunten Blumen, die Farnabteilung, eine Sonnenuhr mit Jahreszeitenkorrektur und die Kakadus, die auf den Wiesen in aller Seelenruhe grasen.
Irgendwie bin ich dann im Museum of Contemporary Art gelandet und wollte eigentlich nur mal kurz reinschauen, bin dann aber fasziniert dort für zwei Stunden hängen geblieben. Ich hatte eine Frage zu einer Uhr gestellt, die im Zentrum des Museums stand: In ihrem Inneren hat sich ein Globus mit dem Uhrenticken mitbewegt. Was mir beim ersten Betrachten nicht aufgefallen war, war, dass auf ihr ein Tag nur 18 Stunden dauert. Der Künstler wollte aufzeigen, wie willkürlich unsere ganze Zeitmessung ist, und dass die Zeitmessung auf anderen Himmelskörpern komplett anders wäre. Auch gab es dort prozedurale Kunst: Der Künstler gab dem Museum nur eine Liste von Anweisungen, wie die Kunst erzeugt wird, die dann genutzt werden, um eine ganze Wand zu füllen.
Danach bin ich mit der Fähre nach Manley Beach gefahren. Sie fährt total szenisch an der Skyline, der Oper und der Harbour Bridge vorbei, Richtung Osten zu den grüneren Vororten. Ich habe die Fahrt total genossen. Mein Plan war eigentlich, dort schwimmenzugehen. Es war dafür aber zu kalt. Im Vergleich zur Nordsee im Hochsommer ist der Pazifik im Frühling doch etwas kälter. Für ein Fußbad war es aber genau richtig!
Bei der Rückfahrt war die Fähre randvoll. Wahrscheinlich haben alle die gleiche Idee gehabt, wie ich: Ich wollte die Skyline bei Abenddämmerung sehen. Und das hat auch super geklappt! Es sah einfach total spektakulär aus.
Nach etwa zehn Stunden und dreißig tausend Schritten war ich dann endlich wieder im Hostel und bin bald total platt ins Bett gefallen. Das war einfach genau das Abenteuer, das ich am ersten Tag in Sydney brauchte.
Am Montag habe ich einfach das komplette Gegenprogramm gemacht: Ich habe erstmal ausgeschlafen und mal geguckt, was sich so ergibt. Mit einer netten Finnin aus dem Hostel habe ich dann spontan einen Ausflug gemacht: Wir wollten etwas mit den Zügen rumfahren, Bondi Beach ansehen und Shoppen.
Das Wetter war für australische Verhältnisse wohl sehr schlecht: Nieselregen und 15°C. Die Australier haben sich ungefragt darüber beschwert, dass es so kalt sei. Die Wellen waren aber top, also waren viele Surfer am malerischen Strand unterwegs.
Von Bondi Beach kann man sehr nett entlang der Pazifikküste nach Süden wandern, was ich an einem anderen Tag gemacht habe. Dabei kann man nicht nur Strände und die Suburbs sehen, sondern auch spektakuläre Steinküsten, gegen die die Wellen schlagen, und eine Art Sumpflandschaft, die sich in einem Pool oberhalb der Klippen gebildet hat.
In Coogee Beach war ich dann endlich mal im Pazifik schwimmen. Mit den Wellen und dem guten Wetter hat das auch richtig Spaß gemacht. Der Frühling hat hier jetzt richtig angefangen, die letzten Tage war es ja noch regnerisch und recht kühl für australische Verhältnisse.
Im Powerhouse Museum gibt es Ausstellungen zu allem Mensch-Gemachten, von Töpferware der Aborigines, über Dampfmaschinen, bis hin zu Raketen und Sofas aus Aluminium. Besonders beeindruckend fand ich dort eine vorbereitete Rede Richard Nixons, die er gehalten hätte, wenn die Astronauten den Mond wegen defekter Triebwerke nicht wieder hätten verlassen können.
Ich habe die meiste Zeit auf der südlichen Seite des Hafens von Sydney verbracht, aber an einem Tag habe ich mir mal ein bisschen Nord-Sydney angesehen. Dort gab es Wendy’s Secret Garden, den die Witwe eines australischen Schriftstellers ihm zum Gedenken eingerichtet hat. Wie eine grüne Lunge liegt er umgeben von Hochhäusern am Hang mit Blick auf den Hafen. Neben den Pflanzen liefen auch ein paar Truthähne herum, einer davon hat die ganze Zeit mit einem Spiegel gespielt: Wenn er sein eigenes Abbild darin gesehen hat, ist er daraufzugerannt, um sich selbst eine Kopfnuss zu geben. Dem habe ich einige Zeit zugesehen. Dem Vogel scheint das nicht langweilig zu werden.
Ich habe mir auch Luna Park angesehen, einen sehr traditionsreichen Freizeitpark, auf dem Gelände, auf dem ursprünglich die Brückenteile für die Harbour Bridge vorbereitet wurden. Man betritt den Park durch ein lachendes Mondgesicht, das sich in der Grauzone zwischen freundlich und gruselig befindet. Die Attraktionen sind nicht besonders spannend und relativ teuer, da in dem kleinen Gelände nicht viel Platz für ambitioniertere Sachen wäre. Dafür ist aber alles sehr liebevoll dekoriert.
Meine Tour ging weiter zu Fuß über die Harbour Bridge. Mir wurden erst dadurch ihre Dimensionen bewusst: Spannweite 503m und Höhe 134m.
Ich habe auch viel Zeit im Hostel verbracht. Der Hinterhof war sehr gemütlich und hat dazu eingeladen. Morgen wird aber sicher wieder ein anstrengender Tag, denn dann fahre ich in die Blue Mountains, einem riesigen Nationalpark westlich von Sydney. Ich bin froh, wenn ich mal aus Sydney rauskomme. Jetzt habe ich noch eine Woche bis zu meinem Flug nach Neuseeland.