Dann habe ich also endlich die Großstadt hinter mir gelassen und fuhr ins Unbekannte nach Norden zur Bay of Islands, der Bucht der Inseln. Die Fahrt führte per InterCity-Fernbus über kurvige Straßen an Weiden, Feldern, Hügeln und Wäldern vorbei. Der Name Bay of Islands ist wirklich passend: Viele Seitenarme und zahllose grüne, hügelige Inseln, zwischen denen Segel- und Motorboote sowie Seekayaks umherfahren. Schöne Sandstrände, an denen einzelne, kleine Orte liegen, wie Paihia, wo ich die nächsten Tage verbracht habe.
Das mit Abstand Beste am Peppertree Hostel war, dass man sich Kayaks gratis ausleihen konnte. Damit habe ich eine nette Tour zu ein paar Inseln gemacht, auf denen ich dann komplett alleine war. Später wurde dann der Wind deutlich stärker, was das Paddeln schwieriger gemacht hat. Mir hat die Herausforderung aber gefallen.
Waitangi Treaty Grounds
Am Dienstag, dem 22. Oktober, habe ich die Anlage um die Waitangi Treaty Grounds besucht. Dort wurde das Gründungsdokument von Neuseeland erstmals unterzeichnet: Ein Vertrag zwischen den Stämmen der Maori1 und der Britischen Krone, der auf Englisch verfasst wurde, aber schlecht auf Maori übersetzt wurde, was zu Konflikten geführt hat. An sich ist es aber erstaunlich für mich gewesen, wie gleichberechtigt die Europäer die kriegerischen Maori gesehen haben, deren Land sie mitbenutzen wollten. Als dann das britische System vollständig in Neuseeland angekommen war, wurden die Maori jedoch immer mehr verdrängt und litten unter Krankheiten, die die Europäer brachten.
Dort habe ich jedenfalls eine kulturelle Darbietung von ein paar Maori gesehen, die Tänze, Gesänge und Rituale präsentiert haben. Ganz wichtig war die Begrüßungszeremonie, bei der festgestellt wurde, ob die Gäste in friedlicher Absicht gekommen sind.
Die eigentlichen Treaty Grounds bestanden dann hauptsächlich aus einer großen, gut gepflegten Rasenfläche, auf der ein Fahnenmast steht, der wohl einst der größte Fahnenmast auf der Südhalbkugel war. Drei Flaggen an ihm symbolisieren den Vertrag: Die Maori und das Vereinigte Königreich schließen einen Vertrag, aus dem Neuseeland hervorging.
Beim Nationalfeiertag von Neuseeland, dem Waitangi-Tag, finden die wichtigsten, offiziellen Festivitäten auf den Waitangi Treaty Grounds statt: Dort wird dann zum Beispiel ein Maori-Kriegskanu ins Wasser gelassen und von vielen Rudergängern bei hoher Geschwindigkeit durch die Bay of Islands gejagt.
Wanderungen an der Bucht
Als eine weitere Tagestour sind zwei Schwedinnen und ich um die Bucht nach Russell gewandert. Dabei ist das Wetter im Minutentakt umgeschwungen von Regen, über Starkwind bis zu strahlendem Sonnenschein. In der Gegend liegen immer wieder Fallen für Ratten und Hermeline herum, da diese Tiere aus Europa eingeführt wurden und eine Bedrohung für die heimischen, nachtaktiven Kiwi-Vögel darstellen. Deshalb sind auch in vielen Wäldern Hunde komplett verboten, selbst wenn sie an der Leine geführt werden. Von Russell sind wir dann mit der Fähre zurückgefahren.
Am letzten Tag habe ich noch eine nette Wanderung durch einen Mangrovenwald zu den sehr mittelmäßigen Haruru-Wasserfällen gemacht.
Die anfängliche Urlaubsphase meiner Reise neigt sich jetzt aber dem Ende entgegen, ab nächster Woche arbeite ich auf einer Avocado-Farm. Dafür geht es jetzt noch weiter nach Norden…
den Ureinwohnern Neuseelands ↩︎