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Bootsausflug am Ende der Blaubeersaison

Als die Blaubeersaison vorbei war, nahmen uns unsere Bosse mit auf einen Bootsausflug. Wir hatten eine Menge Spaß! Außerdem habe ich ein Auto gekauft.

Langsam neigte sich die Blaubeer-Saison dem Ende entgegen, sodass wir nach ein paar Wochen, in denen wir praktisch jeden Tag Beeren gepflückt haben, unseren ersten angekündigten freien Tag hatten. Dazu hatten uns unsere Bosse auf ihre Boote eingeladen.

Da das Team aber anfing zu schrumpfen, gab es ein riesiges, gemeinschaftliches Abschiedsfrühstück mit Rührei, Bacon und leckeren Pancakes mit Sirup. Davor habe ich aber erst einen riesigen Berg Geschirr gespült, da es leider immer noch Leute im Holiday Park gibt, die das einfach nicht machen wollen. Resultat war, dass ich eine passiv-aggressive Nachricht an das Whiteboard geschrieben habe, dass jeder mir ein Bier schulde, der seinen Abwasch nicht gemacht habe.

Gute Stimmung dank großem Frühstück

Pfannkuchen, Bacon und Rührei…

Ein Teil der Leute ist dann also abgereist, der harte Kern lief aber runter zum Steg, wo Graham schon ungeduldig wartete. Er hatte sogar einen Kumpel dazu geholt, damit wir zwei Boote hatten. In Houhora Harbour nimmt man es mit den Schifffahrtsregeln und der Vorsicht nicht so genau, so fuhren wir zügig ab und bretterten zwischen den Sandbänken hindurch, nachdem wir die Ziege Billy gegrüßt hatten, die an der Felsküste südlich von Pukenui lebt.

Es ging durch die Meerenge, die ich vor ein paar Tagen schwimmend überquert hatte. Hinter Mount Camel arbeitet Graham außerhalb der Blaubeersaison bei der Muschelfarm. Graham und Debbie sind schon ein witziges Paar: Graham liebt die See und ist ziemlich rücksichtslos. Debbie hat vor dem Meer einen gesunden Respekt und ist die Vorsichtigere. Er hat also natürlich mit seinem Boot angegeben und den Gashebel bis zum Anschlag gedrückt, sodass wir mit 80km/h über die Wellen gehüpft sind.

Nur keine Zeit verlieren!

Bei dem ordentlichen Wellengang zog sich Graham dann zügig einen Neoprenanzug und Schnorchelausrüstung an, sprang ins Wasser und sammelte in 10min einen riesigen Beutel voll großer Muscheln. Prustend kam er wieder an Bord: “That’s for lunch.” An einem Strand, den man wegen privatem Gelände nur per Boot erreichen kann, ankerten wir, gingen an Land und kochten die Muscheln dort einfach in Salzwasser auf einem Gaskocher, bis sie aufbrachen. Frischer geht es einfach nicht. So haben sogar mir die Muscheln geschmeckt. Für mich ist anscheinend die Regel mit Meeresfrüchten und Fisch, dass es wirklich frisch sein muss, damit es mir schmeckt. Sobald Fisch oder Muscheln weit durch die Gegend transportiert werden, schmeckt es mir nicht mehr. Ein Stück Wild ziehe ich beidem aber immer noch vor.

Graham in seinem Element

Die Muscheln waren fast 10cm lang

Am Strand schwammen wir dann etwas, genossen die Sonne, tranken ein paar Biere und schossen nette Photos zur Erinnerung. Dort unterschrieben auch alle meine Neuseeland-Flagge, die ich zur Erinnerung an diese Zeit haben möchte.

Als das Boot aus dem Wasser gezogen war, gingen wir kurz zurück zum Camp, machten uns frisch und dann ging es auch schon weiter ohne Bosse nach Henderson Bay, dem nächsten Strand von Pukenui. Wo wir noch etwas Party und uns eine nette Zeit gemacht haben. Es war echt ein legendärer Tag, den ich nie vergessen werde!

Malerisch liegt Grahams Boot vor dem Strand

Nach dem Ausflug ging der Job dann relativ schnell zu Ende: Für eine fünfte Runde Ernten haben die meisten Büsche einfach nicht genug Beeren gehabt, sodass es sich für unsere Bosse nicht mehr gelohnt hat, uns weiter zu bezahlen. Sie luden uns aber in ihr Gästehaus ein, weil das alles so kurzfristig endete, was uns natürlich sehr gelegen kam, da das Gästehaus deutlich netter und gemütlicher ist, als der Pukenui Holiday Park. So verließen wir den Park, was die Besitzerin natürlich ziemlich schade fand, uns aber gesagt hat, wenn wir wieder einen Job bräuchten, hätte sie immer etwas für uns. Den wichtigsten Leuten konnten wir noch Tschüss sagen. Da aber fast die ganze Blaubeer-Crew umzog, fühlte es sich nicht wirklich wie ein Abschied an.

BBQ bei Debbie und Graham

Debbies Blaubeerkuchen

Debbie und Graham waren wirklich gute Gastgeber, obwohl sie nicht so viel Zeit hatten: Es gab mehrmals tolles Essen, wie Lammkeule mit Kartoffeln und Brokkoli oder Debbies großartigen Blaubeerkuchen mit Joghurt, und es war immer etwas los. An einem Tag kam zum Beispiel der Schlachter vorbei um eine Kuh zu töten, die sie einfrieren und sich mit ihrem Nachbarn in den nächsten Monaten teilen. An einem anderen Tag hat uns Graham sein selbst spielendes Klavier gezeigt, auf dem wir etwas Abba hörten.

Graham hat laut Debbie zu dicke Finger zum Klavier spielen…

Wir waren aber auch gute Gäste und haben so viel es geht geholfen, die letzten Erledigungen für die Blaubeerfarm durchzuführen. Wir haben also die Wägen, Kisten und Container gespült, für die Rückgabe an den Verleih vorbereitet und den Rasen gemäht. Auch haben wir Debbie und Graham an drei Abenden bekocht, wofür die Beiden sehr dankbar waren.

Am Muschelfloß ziehe ich meinen ersten Fisch in Neuseeland aus dem Wasser

Mein persönliches Highlight von der Zeit bei Debbie und Graham war aber, als Graham Dennis und mich nochmal auf sein Boot mitnahm. Wir sind direkt zur Muschelfarm gerast, wo wir die Angeln dort reinwarfen, wo die Muschelabfälle ins Wasser geleitet werden, sodass die Fische angelockt werden. Ich habe dann dort meinen ersten Fisch in Neuseeland geangelt: Ein echt dicker Schnapper von 6kg Gewicht. Der wurde dann von mir mit der Hilfe von Graham filetiert und in Fish and Chips verwandelt. Den Kopf habe ich mit Auge sogar gegessen und das ausgekochte Gebiss als Andenken behalten.

Zwei dicke Schnapper

Das Dinner mit den Fish and Chips war das letzte gemeinsame Essen; danach sind fast alle bis auf mich und zwei Deutsche aufgebrochen. Um uns in die Adventszeit einzustimmen haben wir Glühwein selbst gemacht. Meine Güte, war das lecker, besonders, als es langsam kälter wurde…

Selbst geangelter Fisch mit selbst gekauften Pommes

Far North Blueberries Crew 2019

Schließlich haben aber auch wir Debbies und Grahams Hof verlassen. Eigentlich wollten wir nur noch einen weiteren Abend zusammen an einem Strand verbringen, da wir aber eh in die gleiche Richtung mussten, sind wir noch ein paar Tage zusammen gereist. Ich hatte mich zuvor in Kaitaia im Warehouse mit allem ausgestattet, was man zum Campen braucht: Zelt, Isomatte, Schlafsack, Campingkocher, Geschirr, …

Die Rückkehr nach Spirit’s Bay

Es ging erst wieder nach Spirit’s Bay, diesmal aber mit Übernachtung. Davor und danach haben wir nette Strandtage verbracht und etwas gefischt, leider ohne großen Erfolg. Der einzige Fisch, den wir aus dem Wasser gezogen hatten, war viel zu klein, also haben wir versucht ihn zu befreien. Leider hatte er aber den ganzen Haken verschluckt, sodass das nicht machbar war… Immerhin habe ich einige Angeltricks gelernt. Allerdings haben wir ein paar kleine Muscheln gefunden, die wir als Snack nach unserem Essen gekocht haben.

Angeln bei Ebbe mit starkem Wellengang

Mit Dina und Dennis an Spirit’s Bay Erste Nacht im neuen Zelt

An Neumond haben wir ein paar Stunden die Sterne beobachtet und ein paar tiefgründige Unterhaltungen geführt. Der Sternenhimmel in Neuseeland ist so viel klarer und schöner als der in Bochum oder gar Kaufbeuren… Im Zelt schläft es sich ziemlich gut, man wird leider oft sehr früh wegen der Sonne wach, ich gewöhne mich aber etwas dran.

Die nächsten Tage führte mich unser Roadtrip in die Nähe von Auckland, mit vielen Zwischenstopps.

Ngawha Springs, natürliche, 40° heiße Quellen, in denen wir so richtig abschalten konnten

Ein Stopp war die Waipu Caves Tropfsteinhöhle, die von Glühwürmchen beleuchtet wird. So etwas habe ich noch nie gesehen. Das war wirklich atemberaubend. Wir standen da sicherlich 10min und haben einfach gestaunt.

Schließlich bin ich gestern in Piha angekommen, einem Strandörtchen westlich von Auckland mit vulkanischem schwarzen Sand. Heute habe ich mir dort die Kitekite-Wasserfälle angesehen, bis es angefangen hat zu regnen.

Durch den Busch sieht man schon die schönen Kitekite-Wasserfälle.

Auch habe ich endlich einen Plan für Weihnachten: Ich werde mich wohl mit einigen der Blaubeermenschen in der Bay of Plenty treffen. Dafür müssen wir aber noch etwas planen.

Ich habe heute einen spektakulären Sonnenuntergang in Piha gesehen.

Autokauf

Oben habe ich es schon etwas angedeutet: Ich habe mir hier ein Auto gekauft! Eines Tages beim Picken der Blaubeeren habe ich Debbie erzählt, dass ich wahrscheinlich ein Auto bräuchte, um vor allem die Südinsel von Neuseeland erkunden zu können. Ihr ist dann eingefallen, dass ihre Nachbarin ein neues Auto letztes Weihnachten bekommen hat und das Alte jetzt nur noch von Spinnen bewohnt wird.

Es ging dann alles recht schnell: Ich habe mir mit Debbie das Auto, einen 2008er Nissan Note, einmal von Außen angeguckt, etwas darüber nachgedacht und dann mit der Nachbarin Kontakt aufgenommen. Sie hat mir, als wir uns bei ihr getroffen hatten, sofort die Schlüssel in die Hand gedrückt und ich durfte so lange wie ich wollte Probe fahren und das Auto auch schon richtig benutzen. So viel Vertrauen hätte man in Deutschland nicht in eine fremde Person. So habe ich mich aber besonders gefreut, dass in Neuseeland alles etwas entspannter abläuft.

Graham hat mit mir dann das Auto inspiziert. Er war früher Automechaniker, erst in der NZ-Armee, dann auch kommerziell. Er hat mit mir einen Ölwechsel durchgeführt und außerdem den Keilriemen justiert. Er findet, das Auto sei in einem sehr guten Zustand. In Grahams gut ausgestatteter Garage konnte ich dann auch das Auto von Innen und von Außen reinigen, als ich mich entschloss es zu kaufen.

Mein Auto in Neuseeland

Es lief aber nicht alles reibungslos: Ich konnte für das Auto fast komplett mit meinem Blaubeergeld in Neuseeländischem Dollar bezahlen. Etwas Geld musste ich aber leider an dem schrecklichen Geldautomaten gegen Gebühr im 4Square abheben… Auch behauptete die Verkäuferin erst, man könne den Eigentümer des Autos per Internet ändern, allerdings stimmte das nur halb: Sie konnte als Kiwi der NZTA mitteilen, dass sie das Auto verkauft hat, ich mit meinem Internationalen Führerschein aber nicht denen mitteilen, dass ich das Auto gekauft habe. Dafür musste ich zur Post, die wegen Stromausfalls in Kaitaia geschlossen war. Tatsächlich habe ich mehr als eine Woche nach dem tatsächlichen Kauf es erst geschafft, die Bürokratie hinter mich zu bringen, da noch nicht mal jedes Postamt diesen Vorgang machen kann und die Öffnungszeiten natürlich sehr spärlich sind.

Ich habe es aber geschafft! Ich besitze jetzt ein Auto in Neuseeland und kann damit jetzt alles erkunden.