Zurück in Auckland
Nach meinem Abenteuer im Norden bin ich zurück nach Auckland gefahren, in mein vertrautes Brown Kiwi Hostel, in dem ich viel gechillt habe.
Ich habe dort ein paar nette Menschen kennengelernt: Joana aus Portugal wollte nach ihrem Studium einfach mal was anderes machen und ist daher nach Neuseeland gekommen. Sie dachte, sie würde hier wie die meisten campend und in Hostels durch die Gegend reisen, und letztendlich das ganze Land erkunden. Stattdessen ist sie direkt in die Bay of Islands gereist und dort geblieben. Sie hat dort Freunde gefunden und ist zur Seglerin geworden: Nachdem man einmal in der Szene drin sei, findet man immer direkt eine weitere Gelegenheit zum Segeln. Sie ist schon bis nach Tonga und Fiji gesegelt..! Wir haben uns so ein bisschen dazu verabredet, mal zusammenzusegeln und zu reisen, wenn es klappt…
Ich war ansonsten mit Dina und Dennis auf dem Weihnachtsmarkt in Auckland, auf dem wir den Weihnachtsmann getroffen haben und entspannt etwas Süßkram bei Livemusik gegessen haben.
Auf Facebook1 hatte ich in ein paar Gruppen für Backpacker in Neuseeland eine Anzeige gepostet, dass ich Travelmates suchte. Darauf haben sich sechs Leute gemeldet, von denen ich drei sofort aussortieren konnte, da die ganz andere Vorstellungen von der Reise hatten. Ich habe mich dann mit den drei anderen getroffen und sozusagen ein Casting gemacht, wen ich denn mitnehme, da in meinem Auto neben mir höchstens Platz für zwei Mitfahrer mit viel Gepäck und Campingzeug ist.
Zuerst traf ich Sam aus Manchester, der in letzter Zeit schon Work-and-Travel-Erfahrungen in Australien nach seinem Studium gesammelt hatte. Er ist ein Umweltberater, das heißt, er kann zum Beispiel bei kommerziellen oder staatlichen Projekten deren Auswirkungen auf die Umwelt mit diversen Modellen abschätzen. Mit ihm war ich sofort auf einer Wellenlänge und habe mich mit ihm in einer Bar über diverse Themen aus Politik und Wissenschaft unterhalten.
An einem anderen Tag fuhr ich mit dem Auto in das Verkehrschaos der Innenstadt um eine Deutsche zu treffen, die zwar total nett war, die ich aber nicht mitgenommen habe; denn der dritten Person, Kathleen aus Kanada, habe ich praktisch sofort zugesagt, da sie mir auch sofort sympathisch war und wir uns über ein paar sehr nerdige Themen unterhalten haben. In Toronto arbeitet sie als Friseurin und macht jetzt aber einen langen Urlaub in Neuseeland.
Damit war dann die Crew vollständig. Zum Kennenlernen haben wir erstmal zusammen Sandwiches zu Mittag gegessen, wobei Sam und ich jeweils eine Dose Golden Circle-Limo tranken. Darauf tauften wir kurzerhand unsere Gruppe so, da das so gut zu den Herr der Ringe-Sehenswürdigkeiten passt, die wir ansteuern wollen. Anschließend kauften wir für kleines Geld in einem Rot-Kreuz-Laden, einem Schrottladen und dem Warehouse die ganze Camping-Ausrüstung, die wir brauchten. Noch eine Nacht in Auckland und dann ging es los.
Die Coromandel-Halbinsel
Am 7. Dezember fuhren wir auf dem Highway 1 nach Süden aus der Stadt raus. Der Tag war ein typischer Umzugstag: Abbauen, einpacken, auschecken, losfahren, bei Pak’nSave einkaufen, ankommen, einchecken, auspacken, aufbauen, Abendessen. Bei den Fahrten haben wir immer nett geplaudert und uns damit abgewechselt, wer Musik spielen darf.
Der Seabreeze Holiday Park lag unweit von der sogenannten Hot Water Beach, dem Strand des heißen Wassers: Um die Niedrigwasserzeit kann man sich dort einen eigenen durch natürliche Erdwärme beheizten Pool graben. Da das aber inzwischen ziemlich bekannt ist, waren dort relativ viele Menschen um die Zeit und überall waren diverse größere und kleinere Becken. Mit den Schaufeln, die wir uns an dem Park geliehen hatten, buddelten wir in kürzester Zeit unseren eigenen Pool; dort, wo wir gebuddelt haben, war es dann auch richtig heiß.
Auf dem Campingplatz haben wir noch einen witzigen Typen kennengelernt, der uns von seinen ersten Camping-Erfahrungen erzählt hat: Er dachte sich, dass eine Hängematte und ein Tarp völlig ausreichen würde. Mit der Kälte, dem Wind und den Mücken hat er damals nicht gerechnet. Unser Setup mit den Zelten, Schlafsäcken und Isomatten ist da doch schon angenehmer.
Auf dem Weg zum nächsten Stopp haben wir eine lange Strandpause gemacht und uns die Goldgräberstadt Waihi angesehen: Mitten im Ort befindet sich dort ein riesiges Loch, in dem noch vor relativ kurzer Zeit nach Gold gegraben wurde. Um die Grube haben wir eine Wanderung gemacht, die nur das erste Viertel entlang der steilen Felswand verlief.
Matamata und Hobbiton
In der Nähe von dem Städtchen Matamata im Herzen der Nordinsel haben wir für wenig Geld bei einer Farm übernachtet, Brock’s Place. Dort gab es nicht nur einen sehr schönen Ausblick auf die Farmlandschaft, sondern auch Hühner, die einem die Teller nach dem Frühstück reinigen.
Hauptgrund für unseren Aufenthalt dort war jedoch Hobbiton, der Filmdrehort für das Auenland in Peter Jacksons Herr der Ringe-Filmen, das in eine große Touristenattraktion verwandelt wurde, als klar wurde, dass die Fans der Filme bereit sind, für so etwas Geld auszugeben. Zwar wurde nach dem Dreh der Filme das Set praktisch komplett zurückgebaut, da erst mit nicht-permanenten Baustoffen gearbeitet wurde. Für die Hobbit-Trilogie wurde dann aber mit haltbaren Materialien gearbeitet.
Die Tour war etwas stressig, da die Gruppen im Zehn-Minuten-Takt durch das Set geführt werden. Am Ende gab es jedoch ein leckeres Bier, bei dem man in Ruhe den Blick über das Auenland schweifen lassen konnte. Man hat aber wirklich viele Oh- und Ah-Momente gehabt, als man an bekannten Szenen vorbeilief.
Entspannen an der Westküste in Raglan
Am selben Tag ging es dann weiter nach Westen Richtung Raglan, wo wir eigentlich nur die Sonne und den Strand für ein paar Tage genossen haben. Auf dem Weg dorthin hielten wir in Hamilton an. Eigentlich hatte ich gehört, dass es in der für Neuseeland großen Stadt Hamilton nichts wirklich gibt, dass es sich also nicht lohne, dort anzuhalten. Die Hamilton Gardens waren dann aber doch echt schön: Wie bei einer Landesgartenschau zeigen hier die Gärtner, was sie alles können. Besonders gut haben mir ein indisch angehauchter Garten und der Renaissance-Garten gefallen.
Simply walking into Mordor
Nach der Entspannung durfte es wieder etwas Action sein: Nächstes Highlight des Roadtrips war die Durchquerung des Tongariro Nationalparks. Das ist eine achtstündige2 Wanderung, bei der man 20km zurücklegt bei mehr als 700m Höhenunterschied.
Darauf bereiteten wir uns dann gut vor, vor allem dadurch, dass wir endlich mal wieder in einem Hostel mit richtigen, gemütlichen Betten übernachten, was uns ganz gelegen kam, da das Wetter sehr regnerisch war.
Von einem Bus wurden wir dann zum Startpunkt gebracht und hinterher auch wieder am Endpunkt abgeholt. An sich war die Wanderung nicht schwierig, aber lang und sehr abwechslungsreich. Man muss definitiv genug Wasser und Essen mitbringen, sowie genug Kleidung, die man in der Höhe anziehen kann, da es dort ziemlich kalt und windig ist. Immer wieder haben einen Schilder aber dazu aufgefordert umzudrehen, wenn man sich unvorbereitet fühlt. Es scheint echt nötig zu sein. Wahrscheinlich nehmen viele Touristen die Wanderung nicht wirklich ernst.
Erst ging es durch ein Tal, dann die sogenannte Teufelstreppe hinauf auf ein Plateau, das durch diverse Lavaflüsse geformt wurde. Dort steht man dann direkt vor dem 2300m-hohen Vulkan Mount Ngauruhoe, oder Schicksalsberg wie man ihn als Herr der Ringe-Fan nennt. Wir sind tatsächlich einfach so nach Mordor gewandert, das Land des bösen Sauron.
Damit war aber noch nicht einmal die Hälfte der Wanderung geschafft! Es ging weiter hinauf zum höchsten Punkt der Wanderung am Roten Krater. An den Smaragdseen haben wir dann unsere Butterbrote gegessen, die wir uns mitgebracht hatten. Von dort an ging es relativ gleichmäßig hinab; es war spannend zu sehen, wie man langsam die verschiedenen Vegetationsgrenzen durchschritt, erst alpine Moose und Gräser, dann einzelne Sträucher, Nadelbäume und schließlich der für Neuseeland übliche sub-tropische Mix aus Farnen und Laubbäumen. Auch konnte man gut sehen, wie das ganze Wasser aus der Höhe sich in den Tälern in Bächen sammelte.
Kat und ich haben die Wanderung in 6.5 Stunden geschafft, Sam ist vorausgerannt und war vor uns da. Danach waren wir auf jeden Fall ganz schön platt und haben uns aufs Bett gefreut…
Taupo, der größte See Neuseelands
Nachdem wir uns eine sehr kitschige Kiwi-Weihnachtsparade angesehen haben, sind wir am 14. Dezember in Taupo an einem kostenlosen Campingplatz angekommen. Auf der Nordinsel sind die meisten kostenlosen Plätze nur für Fahrzeuge mit eingebauter Toilette, die also self-contained sind. Nicht jedoch dieser Platz, da der mit öffentlichen Toiletten ausgestattet war. Auch lag er direkt an einem Fluss, in dem man gut baden konnte. Allerdings war es daher dort relativ überfüllt. Wir haben aber eine gemütliche Ecke für unsere zwei Zelte gefunden.
Taupo hat ein großes Geothermie-Kraftwerk, das die ganze Stadt definiert. Da das saubere Wasser, das durch die Erdwärme aufgeheizt wird, nach der Verwendung im Kraftwerk immer noch warm ist, wird es in ein paar verschieden heiße Becken geleitet, die für die Öffentlichkeit gratis zugänglich sind.
Mein persönliches Highlight in Taupo waren aber die senkrechten Klippen bei Bulli Point, von denen man super in den See springen konnte, der eigentlich der Krater der Taupo-Supervulkans ist.
Besonders elegant war das nicht…Natürlich haben wir bei Taupo wieder einen Vulkan bestiegen, von dem man eine spektakuläre Aussicht hatte. Von dort aus konnte man auch sehen, wie in Neuseeland die Landnutzung funktioniert: Auf einer Karte wird eine gerade Linie gezogen, die dann ohne Rücksicht auf die Geographie in der Realität umgesetzt wird.
Schwefelstadt Rotorua
Wie man auch in den Nachrichten sieht, geht es in Neuseeland immer um Vulkane. Ganz besonders aber in Rotorua, dem Hotspot für Vulkantourismus in Neuseeland: Die ganze Stadt riecht nach Schwefel, da sie in einem Kessel liegt und überall Schwefeldämpfe austreten. In manchen Parks gibt es dort kostenlose Fußbäder, von denen man aus die witzigen Pukeko Purpurhühner beobachten kann. Auch enthält der gleichnamige See jede Menge Schwefel (wieder ein Vulkankrater). Schwefelhaltiges Wasser hat aber einige gesunde Eigenschaften, die wir an einem Wellness-Tag in den Hell’s Gate Pools ausgenutzt haben.
Bei Rotorua gibt es auch spektakuläre Mammutbaumwälder. Die sind zwar nicht endemisch und wurden als schnell wachsendes, gut farmbares Holz angesiedelt; inzwischen hat der Wald aber sich zu einem einzigartigen Biotop entwickelt. Besonders schön war noch, dass man von dort aus einen Geysir beobachten konnte.
Rotorua war dann der letzte Stopp für Kat. Sie hatte noch ein paar Sehenswürdigkeiten, die sie lieber auf eigene Faust von dort aus abgrasen wollte. Dafür ist aber Elena aus Berlin mitgekommen, eine quirlige Künstlerin. Sie möchte in einem Ökodorf auf der Coromandel-Halbinsel leben; das Dorf ist komplett eigenständig.
Ende des Roadtrips in Tauranga
Nach einer weiteren Stunde Fahrt, die uns auf einen Gesamt-Kilometerstand von 1347km gebracht hat, sind wir in Tauranga angekommen. Das ist einer der größten Ballungsräume Neuseelands mit etwa 114 Tausend Einwohnern, fühlt sich aber wegen der weitläufigen Grundstücke und Flachbauweise deutlich größer an. Die Stadt hat einen natürlichen, geschützten Hafen und sehr lange, schöne Strände, die zum Surfen einladen.
Nachdem wir in einem teuren Hostel angekommen sind, haben Elena und ich noch den erloschenen Mount Maunganui Vulkan bestiegen, der direkt an der Hafeneinfahrt von Tauranga liegt. Von dort hatte man einen weiten Blick auf die Bay of Plenty, das Kalifornien Neuseelands. Hier werde ich mein erstes Weihnachten im Sommer verbringen…