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Ganz im Norden des Südens

Als Nächstes ging es zum nördlichsten Norden der Südinsel. Schöne Strände, viel Sonne und Erdnüsse.

Nach der ganzen Arbeit in Blenheim war ich froh, als ich endlich wieder auf Tour war. Da Neumond war, wollte ich meine Chance nutzen den Nachthimmel der Südhalbkugel so gut es geht zu beobachten. Ich bin deshalb zum Kowhai Point Campingplatz gefahren, der mitten im Nirgendwo zwischen Blenheim und Saint Arnaud liegt. Dort war ich nur noch von Natur umgeben, praktisch kein Mensch und kein künstliches Licht weit und breit.

Mein Rückzugsort mitten im Nirgendwo

Kurz nach dem Sonnenuntergang konnte ich schon ein paar einzelne Sterne sehen, doch dann kamen die Wolken und blieben die ganze Nacht. Enttäuscht ging ich schlafen, beschloss es aber in der nächsten Nacht noch einmal zu versuchen. Tagsüber habe ich meinen Blog geschrieben, in dem Fluss geplantscht und gekocht.

Mit einer Solarzelle kann ich in der starken Sonne in Neuseeland meine Akkus aufladen.

In der zweiten Nacht war ich dann aber erfolgreich: Es war so dunkel, dass man unzählbar viele Sterne gesehen hat. Klar und deutlich zog sich das Band der Milchstraße über den Himmel. Daneben waren zwei unterschiedlich große etwa elliptische Blobs, die man für Schmierflecken auf den Brillengläsern oder Wolken halten könnte. Tatsächlich waren das die Magellanschen Wolken, zwei Zwerggalaxien in der Nähe unserer Milchstraße.

Am Horizont tauchte ein heller Punkt auf und zog zügig über den Himmel, dicht gefolgt von einem zweiten, dritten… Ein ganzer Zug von etwa fünfzig Punkten wanderte auf der gleichen Bahn quer über mir hinweg. Wirklich seltsam, man könnte es für Außerirdische halten. Grob erinnerte ich mich jedoch daran, dass ich darüber etwas gelesen hatte: Elon Musks Raumfahrtfirma SpaceX möchte ein Netzwerk namens Starlink von einigen Tausend Satelliten für Weltrauminternet aufbauen. An sich eine gute Idee, jedoch ist es schon wahnsinnig, wie viele Satelliten dafür in einem erdnahen Orbit ausgesetzt werden müssen, die den Abendhimmel erhellen.

Lake Rotoiti und im Hintergrund Mount Robert

Für mich ging es dann weiter zum Rotoiti-See, einem komplett klaren, tiefen, eiskalten Gebirgssee. Dort habe ich eine kleine Wanderung zum Gipfel von Mount Robert gemacht. Es ging erst durch einen Wald am steilen Hang hoch und dann durch eine alpine Graslandschaft. Dabei hat die Sonne mich ganz schön geröstet, sodass ich froh war, als ich mich hinterher im See abkühlen konnte.

Ausblick von Mount Robert

Am Mittwoch habe ich dann Nelson erkundet, die schönste Stadt zum Wohnen laut den Kiwis. Das konnte ich auch nachvollziehen: Es ist alles vorhanden, was man braucht, und alles gut mit dem Auto zu erreichen. Es gibt einen netten Strand, eine gemütliche Fußgängerzone und einen Fluss, der sich aus den nahegelegenen Bergen durch den Ort schlängelt. Irgendwie hat mich die ganze Atmosphäre mit den vielen netten Einfamilienhäusern nahe der Innenstadt stark an Kaufbeuren im Allgäu erinnert, nur eben mit mehr Palmen…

Die Innenstadt von Nelson Um die Verbundenheit mit Nelsons Partnerstadt Miyazu in Japan darzustellen, gibt es einen malerischen japanischen Garten mit neuseeländischer Flora.

Mein Highlight in Nelson war jedoch Pic’s Peanut Butter Factory. Man konnte dort im Geschenkshop nicht nur riesige Eimer Erdnussbutter und Souvenirs kaufen, sondern auch die Fabrik besichtigen: Dort werden größtenteils australische, stark ölige Erdnüsse frisch geröstet und direkt gemahlen. Das unterscheidet die leckerste Erdnusscreme in Neuseeland von den anderen. Auch hat Pic’s nur zwei Zutaten: Erdnüsse und Salz, also kein Zucker oder weitere Öle. Mir schmeckt die Variante ohne Salz und mit ganzen Nüssen am Besten.

Desmond und die Erdnussbutterfabrik

Der Firmengründer Pic Picot, ein übrigens begeisterter Segler, ist auf seinen Reisen in den USA ein Erdnussfan geworden und war nach seiner Rückkehr nach Neuseeland von den vorhandenen Erdnusscremes angeekelt und hat dann kurzerhand welche selbst gemacht und auf dem Markt in Nelson verkauft. Danach ging alles ganz schnell und jetzt expandiert seine Firma weltweit.

Nach der Führung habe ich noch ein Selfie mit dem riesigen Erdnussbutterglas vor dem Eingang gemacht, da lief plötzlich Pic mit seinem Blindenhund an mir vorbei. Ich war total verdutzt und habe mich dann aber noch getraut ihn nach einem Photo zu fragen. Er hat mir dann verraten, dass vielleicht eines Tages sein Produkt auch nach Deutschland exportiert würde… Auf jeden Fall ein unglaublich netter Typ!

Erdnusskönig Pic Picot und ich

Als Nächstes wollte ich so weit nach Norden auf der Südinsel, wie es geht. Von Nelson ging es durch Motueka über eine Bergkette nach Takaka. Der Highway war dort durch Erdrutsche nur noch einspurig, sodass man an einer Ampel zwölf Minuten warten musste, bis der Gegenverkehr durch die Engstelle durchgefahren ist.

Wenn die Ampelphasen so lang sind, dass man einen Countdown daneben setzen muss… Eines der klarsten natürlichen Gewässer der Welt

Etwas nördlich von Takaka liegen die Te Waikoropupū Quellen, eine der Stellen mit dem klarsten Wasser der Welt. An der Quelle strömen riesige Mengen Wasser einfach so aus dem Boden und bringen die Wasserpflanzen und den Sand zum Tanzen. Die Nacht habe ich unweit von dort in einem gratis Campingplatz verbracht und mich in dem Fluss abgekühlt.

Mir hat total gefallen, wie die Farben der Unterwasserpflanzen durch die Wasseroberfläche verwirbelt wurden.

Am nächsten Tag habe ich mich erst wie an der Ostsee gefühlt und dann wie in Irland: Die Nehrung Farewell Spit erstreckt sich mehr als zwanzig Kilometer in die goldene Bucht. Größtenteils ist sie nicht zu betreten, die ersten paar Kilometer darf man aber zu Fuß erkunden. Rechts Watt, in dem Vögel nach Würmern und so gepickt haben, links Dünen und über mir Schwärme an Vögeln die der Küste folgen. Die unweit entfernt liegenden Felsklippen am Cape Farewell haben mich stark an die Cliffs of Moher erinnert. Leider gibt es aber keine Papageientaucher in Neuseeland…

Die Vielseitigkeit dieses Biotops war wirklich atemberaubend.

Cape Farewell gilt als nördlichster Punkt der Südinsel. Auf Weg zurück nach Süden bin ich durch die Hippie-Stadt Takaka mit einem Blaubeereis geschlendert.

Am 29. Februar brach ich schwer bepackt mit Zelt, Schlafsack, Isomatte, Kleidung und Essen in meinem Rucksack in den Abel-Tasman-Nationalpark vom Ort Marahau auf. Ein Teil der dortigen Küstenwanderung sollte meine erste Mehrtageswanderung sein. Und es war wirklich einzigartig: Durch tiefgrünen, subtropischen Wald ging es von einem wunderschönen Sandstrand zum nächsten. Wenn man etwas Pause brauchte, gab es immer ein nettes, schattiges Plätzchen unweit vom türkisen Wasser.

Schwer bepackt am Beginn der Wanderung

Dabei hörte man stets unbekanntes Vogelgezwitscher, aber leider auch die lauten Motoren diverser Motorboote, die über das Meer rasten. Jedoch wurden diese menschgemachten Geräusche weniger, je später es wurde.

Ich hatte viel Glück beim Buchen meines Campingplatzes im Park: Ich bekam einen der wenigen begehrten Plätze an der Te Pukatea Bucht. Dieser Strand ist wie aus einem Bilderbuch: Strahlend blauer Himmel, tiefblaues Meer, leuchtend orangener Sand und das Ganze eingerahmt von saftigem Grün.

An der malerischen Te Pukatea Bucht habe ich übernachtet.

Erschöpft aß ich dort mein Abendessen und genoss die Ruhe und den tollen Ausblick aus meinem Zelt. Stillsitzen konnte ich trotzdem nicht und bin daher noch barfuß etwas herumgeschlendert. Dabei bin ich auf einen Zweig getreten, der mir die Haut etwas aufgerissen hat. Das war ja klar, dass das Barfußlaufen keine gute Idee war.

Im Wald schwangen die Bäume gemächlich mit dem Wind. In der Nacht war es aber zum Glück windstill.

Ich hatte mir einen Wecker gestellt, damit ich den Sonnenaufgang sehen konnte. Und das hat sich auch wirklich gelohnt: Nachdem erst der Himmel in allen erdenklichen Farben erleuchtet worden war, ging die Sonne genau mittig in der Bucht auf. Es war ein schönes Gefühl, bei dem gleichmäßigen Meeresrauschen von den Sonnenstrahlen aufgewärmt und aufgeweckt zu werden.

Einer der schönsten Sonnenaufgänge, die ich je gesehen habe.

Peter aus Österreich, der ebenfalls an dem Strand übernachtet hat, ist in dieselbe Richtung weitergegangen. Wenn man jemanden zum Reden hat geht das Wandern so viel schneller! Als wahrscheinlich erste an dem Tag haben wir in Cleopatra’s Pool die natürliche, moosbewachsene Wasserrutsche benutzt. Es war aber wegen der frühen Stunde schon noch relativ frisch…

Um halb zwei bin ich endlich am Ziel meiner Wanderung, Bark Bay, angekommen. Der zweite Tag ist schon deutlich einfacher gewesen als der erste, ich denke ich werde noch weitere, längere Wanderungen machen. Nach einer Stunde entspannen am Strand ging es mit einem Wassertaxi zurück zum Start der Wanderung. Ich hatte dabei einen ganz ungünstigen Platz und bin durch das hochspritzende Wasser durchnässt worden. Das war mir dann aber auch egal. Ich war einfach stolz, diese Wanderung geschafft zu haben.

Bei Niedrigwasser kann man über das Watt abkürzen Ausblick aus meinem Zelt Die natürliche Wasserrutsche bei Cleopatra’s Pool

Rückfahrt mit dem Wassertaxi “Ich hab es geschafft!” Wohlverdiente Belohnung nach einer langen Wanderung

Nach dieser sehr intensiven Woche will ich es nun etwas ruhiger angehen: Peter hatte mir das Paradiso-Hostel in Nelson empfohlen, und das war genau das, was ich jetzt brauchte: Nette Atmosphäre, aber vor allem gratis Pool, Whirlpool, Sauna und Frühstück! So ganz genau, weiß ich noch nicht, wohin es als Nächstes geht, aber ich muss mich ja nicht beeilen…

Dank vieler gratis Angebote ein guter Deal: das Paradiso-Hostel in Nelson